
Cont_ACT Veranstaltung bei der Austrian Power Grid
Sie ist das Nervenzentrum des österreichischen Übertragungsnetzes. So augenfällig die Architektur des Gebäudes, so modern und technologisch am aktuellsten Stand ist seine Ausstattung. Im Kontrollzentrum werden sämtliche Netzinformationen des heimischen Übertragungsnetzes gebündelt und verarbeitet.
Die 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Power Grid Control sind für zahlreiche Aufgaben verantwortlich:
- Die Koordination, Planung und Verwaltung von über 100.000 Stromtransporten im Jahr
- Das Management des Netzbetriebes im Hoch- und Höchstspannungsnetz der Austrian Power Grid AG
- Die Optimierung der Lastflüsse
- Das Engpassmanagement
- Die Koordination von Abschaltungen im Revisionsfall
- Die Fernsteuerung der Umspannwerke und Schaltanlagen
Aufgrund des internationalen Stromaustauschs im liberalisierten europäischen Strommarkt reicht der Arbeitsbereich der Austrian Power Grid AG weit über die Landesgrenzen hinaus. Dazu bedarf es einer engen Kooperation mit allen nationalen und europäischen Netzbetreibern.
Als Regelzonenführer ist die Austrian Power Grid AG gesetzlich verpflichtet, für ein stabiles, sicheres Übertragungsnetz zu sorgen, vor allem auch im Hinblick auf die zentrale Rolle Österreichs am europäischen Strommarkt.
Einen Einblick durften die 100 Teilnehmer auch in die Warte – das Schaltzentrum der APG gewinnen. Dieses rund um die Uhr betreute Servicezentrum ist dafür verantwortlich, dass jeder von uns den allgegenwärtigen Strom ohne viel Aufwand stets zur Verfügung hat.
Anschließend haben Generaldirektor Dipl.-Ing. Wolfgang Anzengruber, Hausherr und Geschäftsführer der APG Dipl.-Ing. Dr.Heinz Kaupa und Prof. Dr. Wolfgang Gawlik von der TU Wien gemeinsam mit Moderatorin Mag. Helene Czanba vom TU Wien alumni club über die Zukunftsperspektiven der Energieversorgung gesprochen.
Die TeilnehmerInnen konnten aus den Diskussionen vor allem mitnehmen, wie komplex die Versorgung tatsächlich ist. Das für uns Selbstverständliche bedeutet sehr großen Koordinationsaufwand, vor allem weil Österreich ein kleines Land in der Mitte Europas ist und von allen Seiten beeinflusst wird. In der Zwischenzeit handelt es sich dabei um eine “real time Herausforderung”.
Auf die Frage warum die Energiediskussion immer den Strom in den Mittelpunkt stellt antwortet Wolfgang Anzengruber pragmatisch:
“Strom ist die effizienteste Form der Energie – wobei derzeit rund 20% des Energiebedarfs durch Strom abgedeckt werden. Die größten Vorteile des Stroms sind die leichte Transportierbarkeit und der extrem billige Preis – die Wirtschaft erwartet eine Verdoppelung des Marktanteils von Strom auf rund 40%. Früher war Strom ein Aristokratiethema – heute ist Strom für jeden verfügbar.”
“Die Energiewende mit dem Ziel, mittel- bis langfristig ausschließlich auf erneuerbare Energie zurückgreifen zu können steht im Moment im Blickfeld der Medien und der Politik. Dabei sind es vor allem die Übertragungsnetze, die den Engpass bilden”, so Heinz Kaupa. Da durch die Stromnetzliberalisierung keine zentrale Steuerung mehr möglich ist, gilt es vor allem die Energieflüsse zu koordinieren. In Zukunft wird der Ausbau der Übertragungsnetze noch wichtiger, als dies ohnedies schon jetzt der Fall ist. Vergangene Woche hatten wir in Österreich beispielsweise eine sehr kritische Situation, die vor allem durch punktgenaue Planung abgefangen wurde. Sehr viel Wasser am Balkan und kein Wind, bedeuten ein Ungleichgewicht an Bedarf und Nutzung in den unterschiedlichen Regionen Europas, also wird sehr viel mehr Strom über die Übertragungsnetze transportiert als gewöhnlich. Die gestiegenen Investitionen in Photovoltaik und Windkraftanlagen sind nicht ausschließlich positiv zu betrachten, denn die Leitungen, um diese produzierten Strommengen zu transportieren, fehlen.
Wolfgang Gawlik relativiert – “das Energiesystem als Ganzes wird nicht auf den Kopf gestellt, wir werden lediglich die Erzeugung in Zukunft nicht mehr am Bedarf ausrichten können. Daher werden Speicher benötigt um Schwankungen ausgleichen zu können. Genau genommen ist die Liberalisierung des Markets ein Stressfaktor für die Stromnetze. Denn das Optima eines einzelnen Betreibers ist im Normalfall nicht das Optima einer Volkswirtschaft.” Gawlik wünscht sich mehr Anerkennung und Bewußtsein für das hervorragende Funktionieren des komplexen Systems der Stromversorgung.
Die Begeisterung für die Versorgung der Bevölkerung mit Energie spürt man bei jedem Mitarbeiter von Verbund und APG ganz deutlich – für diejenigen, die bei der Veranstaltung gestern leider verhindert waren haben wir ein besonders Angebot bekommen – sollten Sie Interesse an einer weiterführenden Führung haben, dürfen Sie sich gerne bei Frau Mag. Karoline Sabutsch melden (Kontakt: karoline.sabutsch@apg.at).