Richard von Mises

Richard von Mises

Richard Edler von Mises war einer der bedeutendsten angewandten Mathematiker des 20. Jahrhunderts. Er begann 1901 ein Maschinenbau-Studium an der TH Wien, das er 1906 mit der zweiten Staatsprüfung abschloss; im selben Jahr ging er als Assistent zu Georg Hamel an die Deutsche TH Brünn.

1908 promovierte von Mises über die „Ermittlung der Schwungmassen im Schubkurbelgetriebe“ an der TH Wien und habilitierte sich im selben Jahr mit der „Theorie der Wasserräder“ an der TH Brünn. 1909 wechselte er als ao. Prof. für angewandte Mathematik an die Universität Straßburg, wo er sich u.a. mit Flugtechnik befasste. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Oberleutnant der k.u.k. Luftfahrttruppe und konstruierte u.a. ein Großflugzeug. Nach Kriegsende 1918 lehrte er kurz an der Universität Frankfurt/Main, 1919 folgte die Berufung an die TH Dresden, 1920 als Ordinarius und Direktor des neu gegründeten Instituts für Angewandte Mathematik an die Berliner Universität.

In seiner Berliner Zeit gab von Mises die Zeitschrift für Angewandte Mathematik und Mechanik heraus, war geschäftsführendes Mitglied der Gesellschaft für angewandte Mathematik und Mechanik und brachte gemeinsam mit Philipp Frank ein Buch über Differential- und Integralgleichungen heraus, heute ein Standardwerk.

1933 musste Mises als Jude Deutschland verlassen und ging zunächst als Prof. für reine und angewandte Mathematik und Leiter des mathematischen Instituts an die Universität Istanbul. Ab 1939 war er an der School for Engineering der Harvard University tätig, wo er 1944 Gordon McKay Professor of Aerodynamics and Applied Mathematics wurde. Philosophisch stand er dem Wiener Kreis nahe, 1939 veröffentlichte er eine „Kleines Lehrbuch des Positivismus“.

Von Mises erhielt 1934 das Ehrendoktorat der Universität Brüssel, 1945 wurde er Master of Arts h.c. der Harvard University; 1951 erfolgte die Ernennung zum Ehrendoktor der TH in Wien.

Quellen: Märker, Karl, “Mises, Richard” in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 564-566 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/ppn119161303.html; Universitätsarchiv der TU Wien. Abbildung: Konrad Jacobs, Erlangen, Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Germany