Johann Joseph von Prechtl

Johann Joseph von Prechtl

Johann Joseph Prechtl wurde im fränkischen Bischofsheim geboren und studierte an der Universität Würzburg Philosophie und Jus. 1801 übersiedelte er nach Wien, um beim Reichshofratsgericht zu praktizieren. Ab 1802 arbeitete er als Hauslehrer bei Graf Johann Taaffe in Brünn und widmete sich nebenbei physikalischen, mathematischen und chemischen Studien. 1805 wurde seine Abhandlung über die Physik des Feuers von der Holländischen Gesellschaft der Wissenschaften in Haarlem preisgekrönt.

1809 wurde Prechtl zum Direktor der neu gegründeten Nautischen Schule in Triest berufen, ein Jahr später als Lehrer an die Realakademie zu St. Anna in Wien. Zugleich wurde er von k.k. Hofkammer mit der Erarbeitung eines Studien- und Organisationsplans für ein Polytechnisches Institut in Wien beauftragt. Dieser Organisationsplan wurde letztlich von Hofkammer, Studienhofkommission und vom Kaiser selbst akzeptiert und Prechtl am 24. Dezember 1814 zum Direktor des neu errichteten Instituts bestellt.

Am 6. November 1815, also vor genau 200 Jahren, wurde dieses feierlich als „k.k. Polytechnisches Institut in Wien“ eröffnet. Es sollte drei Aufgabengebiete abdecken: 1.) eine technische Lehranstalt mit wissenschaftlichem Anspruch sowie 2.) ein „Konservatorium für Wissenschaft und Künste“ und schließlich 3.) als Verein zur Förderung der „Nationalindustrie“ wirken. Als technische Lehranstalt umfasste es eine technische und eine kommerzielle Abteilung sowie eine zweijährige Realschule als Vorbereitungsschule. Anders als in den damaligen Universitäten galt für das Institut die Lehr- und Lernfreiheit, die Professoren waren jenen an einer Universität gleichgestellt. Prechtl stand dem Institut bis 1849 als Direktor vor.

Prechtl verfasste zahlreiche Publikationen zu verschiedensten technisch-naturwissenschaftlichen Themen, darunter seine Schrift zur Theorie des Vogelfluges, und gab die Jahrbücher des k.k. polytechnischen Instituts (1819 – 1839) und ab 1830 die „Technologische Enzyklopädie“ heraus. Außerdem verfasste er ein weitverbreitetes Lehrbuch der Chemie. Gemeinsam mit Johann Arzberger errichtete er 1816 eine der ersten Gaserzeugungsanlagen auf dem Kontinent und konnte in zahlreichen Versuchen die Wirtschaftlichkeit von Gasbeleuchtungen auf öffentlichen Straßen nachweisen.

Aufgrund seiner vielfachen Verdienste wurde Prechtl 1818 zum Regierungsrat und 1846 zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. Er war Ehren- und korrespondierendes Mitglied in 28 gelehrten und gemeinnützigen Gesellschaften und war 1847 eines der Gründungsmitglieder der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. 1849 wurde ihm der Leopoldsorden verliehen, zugleich mit seiner Erhebung in den Adelsstand.

Quellen: W., K., „Prechtl, Joh. Joseph“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 539 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118838490.html?anchor=adb
„Prechtl Johann Josef von“ in: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 38, 1981), S. 251f. [Onlinefassung]; URL: http://www.biographien.ac.at/oebl_8/251.pdf
Angetter, Daniela; Martischnig, Martin: Biographien österreichischer [Physiker]innen. Eine Auswahl. Hg. vom Österreichischen Staatsarchiv. Wien 2005, S. 111ff.
http://www.tuwien.ac.at/dle/archiv/geschichte_der_tu_wien/ (Stand: 01.10.2015)
Bild: © Universitätsarchiv der TU Wien