Heinrich Mache

Heinrich Mache

(27.04.1876 – 01.09.1954 )

Heinrich Mache studierte nach Absolvierung des humanistischen Gymnasiums auf der Prager Kleinseite ab 1893 an der Universität Prag Physik, v.a. Experimentalphysik bei Ernst Mach. 1894 wechselte er an die Universität Wien und hörte dort Physik und Astronomie, u.a. bei Ludwig Boltzmann und Franz Exner.
1898 promovierte Mache in Physik zum Dr.phil. Sein Doktorvater Franz Exner verhalf ihm dazu, als fotografischer Sachverständiger an einer astronomischen Expedition nach Indien teilzunehmen.

Während dieser Reise führte er luftelektrische Messungen durch, die die Grundlage für seine Habilitationsschrift waren. 1901 habilitierte er sich an der Universität Wien als Privatdozent für Physik, ein Jahr später wurde er Assistent am Institut Exners.

1906 wurde Mache als ao. Prof. an die Universität Innsbruck berufen, 1908 trat er als ao. Prof. die Nachfolge von Friedrich Hasenöhrl an der Technischen Hochschule Wien an. 1911 wurde er zum o. Prof. für die II. Lehrkanzel für Physik ernannt und übernahm ab 1919 auch die I. Lehrkanzel.

Nach dem Ersten Weltkrieg erreichte  Mache die Errichtung einer Unterabteilung für Technische Physik im Rahmen der Allgemeinen Abteilung an der TH in Wien.  Der von ihm entworfene Studiengang mit dem Ziel, industrietaugliche Physiker-Ingenieure auszubilden, galt lange Zeit auch international als vorbildlich.

1916 bis 1918 war Mache Dekan der chemischen-technischen Fachschule, 1925/26 Rektor der Technischen Hochschule Wien. In dieser Funktion rief er 1926 den „Verband der Freunde der Technischen Hochschule in Wien“ ins Leben, der somit 2016 sein 90jähriges Bestehen feiert. Präsident war Wilhelm Exner, Mache selbst fungierte bis 1933 als geschäftsführender Vizepräsident.
Auch seine wissenschaftlichen Arbeiten waren vielseitig – er arbeitete ein absolutes Messverfahren der Radioaktivität aus. Aus diesem Grund wurde lange Zeit der Emanationsgehalt von Quellwasser in Mache-Einheiten angegeben. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt  war die Physik der Wärme und der Verbrennungserscheinungen. Mache erhielt 1915 den Haitinger-Preis, wurde1924 korrespondierendes und ab 1927 wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er ist auch Träger der Wilhelm-Exner-Medaille sowie (1951) der Prechtl-Medaille der TH in Wien.

Während der NS-Zeit galt Mache wegen seiner Ehe mit der Enkelin des Geologen Eduard Suess als „jüdisch versippt“, suchte aber dennoch um Mitgliedschaft in der NSDAP an; daher wurde seine Akademiemitgliedschaft 1945 bis zu seiner Rehabilitierung 1948 ruhend gestellt. An der TH in Wien wurde er 1946 aus Altersgründen in den Ruhestand versetzt, nachdem ihm die Sonderkommission beim Staatsamt für Unterricht ein positives Zeugnis ausgestellt hatte.


Quelle:
Rechenberg, Helmut, „Mache, Heinrich“ in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 611 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd134052951.html
Angetter, Daniela; Martischnig, Martin: Biographien österreichischer [Physiker]innen. Eine Auswahl. Hg. vom Österreichischen Staatsarchiv. Wien 2005, S. 88ff.

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