Prof. Gerald Goger

Prof. Gerald Goger

Denkplattform am Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement

„Eine interdisziplinäre oder fächerübergreifende Arbeitsweise umfasst mehrere voneinander unabhängige Einzelwissenschaften, die einer meist wissenschaftlichen Fragestellung mit ihren jeweiligen Methoden nachgehen,“ so die Definition von Interdisziplinarität. Exakt diesem Ansatz folgend wird Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Gerald Goger in seinem Forschungsbereich eine Denkplattform etablieren, die sich mit den Zukunftsfragen des Baubetriebs beschäftigen soll. Dabei wird der Baubetrieb aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet und spannende Innovationen von Experten, auch anderer Fachdisziplinen, wie beispielsweise Architektur, Physik oder Maschinenwesen vorgetragen. Ziel ist es, interdisziplinär einen Beitrag zur kommenden datenbasierten Optimierung von Bauprozessen zu entwickeln. „Das wird viel Arbeit sein, aber auf das freue ich mich!“

Bestehende Werte des Instituts werden natürlich beibehalten oder im Idealfall weiter intensiviert. „Wichtig sind vor allem die exzellente Ausbildung der Studierenden, enge Kooperationen mit der Wirtschaft und es gilt insbesondere die Neugierde der Studierenden zu wecken, so dass diese offen auf uns zugehen“, so der neue Professor an der Fakultät für Bauingenieurwesen.

Wer ist diese weltoffene, unternehmenslustige und geradlinige Persönlichkeit eigentlich?

Gerald Goger ist begeisterter Tunnelbauer, sein Lebenslauf folgt einem dunkelroten Faden. Das hat sich im Studium insbesondere durch die Vorlesungen von o.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Dr.h.c. Hans Georg Jodl so ergeben. Warum? Vom Typ völlig anders als die damaligen Professoren an der TU Wien, bot Hans Georg Jodl in einer seiner ersten Vorlesungen den Studierenden an, mit auf eine Tunnelbauveranstaltung zu kommen. Drei Studierende zeigten auf und trafen sich wenig später, um tatsächlich im Privat-PKW gemeinsam nach Leoben zu fahren. Diese Begeisterung war ansteckend und ist wohl einer der Grundpfeiler des Interesses am Tunnelbau, das ihn nicht mehr losließ. Als Assistent arbeitete Goger später gemeinsam mit Jodl an zahlreichen Gutachten und Projekten. „Es gab keine Notwendigkeit für berufliche Veränderungen und so bin ich von der Ausbildung, den Ferialjobs und über verschiedene Projekte zu einem Spezialisten des Tunnelbaus geworden“.

Bereits kurz vor der Fertigstellung der Dissertation startete Goger seine Karriere als Bauleiter bei der Errichtung des Notstromaggregats Karlsplatz. Verschiedene operative Projekte bei der Swietelsky Baugesellschaft mbH folgten, im Laufe der Zeit wurde ihm schlussendlich die Leitung des Unternehmensbereiches Baubetrieb und Baustellenmanagement übertragen.

Die Freude am Unterrichten ließ ihn zu keinem Zeitpunkt los – selbst als er Gesamtprojektleiter beim Bau eines Pumpspeicherkraftwerks in Vorarlberg war, hielt er weiterhin seine Vorlesungen an der FH ab – dann natürlich in geblockter Form. Die Erfahrungsberichte von verschiedensten Baustellenprojekten sind auch bei den Studierenden der TU Wien als besonders praxisorientierte Vorlesungen beliebt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er sich mit der Bestellung zum Professor für Baubetrieb und Bauverfahrenstechnik an der TU Wien einen lange gehegten Traum erfüllte, denn diese Aufgabe stellte sich Goger immer als eine sehr interessante Herausforderung vor.

Die Zielstrebigkeit und Geradlinigkeit liegt Gerald Goger; er orientiert sich gerne an Listen, organisiert Prozesse und strukturiert komplexe Sachverhalte. Ecken und Kanten sucht man beim neuen Professor vergeblich, er ist offen, wählt den direkten Weg und arbeitet gerne im Team. Abseits vom Thema Baubetrieb verbringt er gerne Zeit mit seiner Familie und interessiert sich für zeitgenössische Kunst. Zu Kraftfahrzeugen hat er eine besondere Beziehung. Egal ob dies ein alter Traktor, ein VW Käfer oder eine Vespa sind – er würde gerne öfter damit fahren, allein es fehlt die Zeit.

 

Quelle:
Bulletin | Das Magazin des TU Wien alumni club, Ausgabe Nr. 41, Juni 2016, S. 18f

Foto: Klaus Ranger