Windenergie im Aufwind

Windenergie im Aufwind

Energiewende in Österreich: Bis 2030 soll der Stromverbrauch zu 100 Prozent aus grünem Strom gedeckt werden. Die Windkraft soll dabei eine wesentliche Rolle spielen. Aktuell erzeugen 1.307 Windkraftanlagen Strom für über zwei Million österreichische Haushalte. Damit werden in etwa 11 Prozent des gesamten Strombedarfs durch Windenergie abgedeckt.

Der TUWac hat Ing. Dietmar Reiner, Geschäftsführer der Verbund Green Power GmbH, und Mag. Martin Jaksch-Fliegenschnee von der IG Windkraft gefragt, welche Potenziale in der Windkraft stecken und was diese zur Erreichung der Klimaziele 2050 beitragen können.

 

TUWac: Bis 2050 will die EU klimaneutral sein. In welchem Ausmaß kann die Windkraft zur nachhaltigen Energieerzeugung beitragen?

„Theoretisch wäre eine Vollversorgung durch Wind und Solarenergie möglich, vorausgesetzt, es gibt ausreichend Speichermöglichkeiten. Da man Strom nicht lagern kann, braucht es intelligente Speichersysteme: Pumpspeicherkraftwerke, Wasserstofftanks und auch Batterien, um kurzfristige Lastspitzen abzudecken,“ so Ing. Dietmar Reiner.

Mag. Martin Jaksch-Fliegenschnee sieht ebenso großes Potenzial in der Windkraft. Die Energiewende sei in Österreich aber nur möglich, wenn alle verfügbaren erneuerbaren Energien effizient kombiniert werden.

 

In der Bevölkerung gibt es nicht nur Zuspruch hinsichtlich der wachsenden Nutzung von Windkraft. Wie leisten Sie hier Überzeugungsarbeit?

„Grundsätzlich gilt: Je mehr Windräder in einer Region stehen, desto höher ist auch die Zustimmung. Ein gutes Beispiel ist das Windbundesland Nummer eins: Niederösterreich. 94 Prozent aller Windprojekte, die in dieser Region geplant wurden, konnten auch umgesetzt werden. Die hohe Zustimmung erklärt sich vor allem durch frühzeitige Information und Involvierung der niederösterreichischen Bevölkerung in das Windradprojekt,“ so Mag. Martin Jaksch-Fliegenschnee.

Ing. Dietmar Reiner betont die Notwendigkeit des direkten Dialogs mit den Bürger:innen vor Ort. Im Verbund Windpark Bruck gibt es die Möglichkeit, ein begehbares Aussichts-Windrad zu besuchen und Windkraftanlagen aus unmittelbarer Nähe kennenzulernen.

Foto: © Verbund Windpark Bruck

Wie stehen Sie zu Kleinwindkraft-Anlagen, die auf dem eigenen Dach oder sogar im eigenen Garten installiert werden? Wie rentiert sich das für private Haushalte?

„Mit einer einzigen Windkraft-Anlage lässt sich Strom für 2.000 Haushalte erzeugen. Je kleiner eine Erzeugungseinheit, desto weniger effizient ist sie. Es wäre also schwer vorstellbar, 2.000 Einzelanlagen in Vorgärten zu installieren. Für private Haushalte ist eine Photovoltaik-Anlage in Kombination mit einem Hausspeicher wesentlich günstiger,“ so Ing. Dietmar Reiner.

 

Wie schätzen Sie den österreichischen Energiemix in 30 Jahren ein?

„Wasser, Wind und Sonne werden die Hauptlieferanten der zukünftigen Energieerzeugung sein. Im Wärmebereich wird auch die Biomasse weiterhin eine Rolle spielen und als Technologie in jenen Zeiten vorhanden sein, wo kein Wind weht, keine Sonne scheint und wenig Wasser die Flüsse hinunterfließt,“ sagt Mag. Martin Jaksch-Fliegenschnee.

 

Global Wind Day 2021

Foto: © Klaus Rockenbauer

Am 15. Juni wird der weltweite „Tag des Windes“ zelebriert. Seit sechzehn Jahren finden dazu in ganz Österreich viele Windfeste statt, die auf die Bedeutung von Windkraft aufmerksam machen sollen.

Die IG Windkraft veranstaltet heute um 18 Uhr ein Windrad-Festival im Waldviertel: DJs aus Österreich und Deutschland legen direkt im Windrad Lichtenegg auf. Die Aufzeichnung dazu finden Sie auf: www.tagdeswindes.at

Und haben Sie gewusst – Windparks kann man auch laufend erkunden: Am 26. September findet im niederösterreichischen Tattendorf der EVN Windparkrun statt. Informationen dazu: www.windparkrun.at

 

 


Sandra Spicker, 15. Juni 2021

Beitragsbild: © Verbund