Thomas' einst makelloses Leben, geprägt von Erfolg und gesellschaftlichem Druck, erlebte 2021 einen drastischen Wandel. Seine Geschichte verdeutlicht die erschreckenden Auswirkungen einer gnadenlosen Leistungsgesellschaft, die uns oft dazu treibt, Geschwindigkeit und Fortschritt über unsere mentale Gesundheit zu stellen.

Thomas‘ Leben war ein einziges »Happy Ding-dong«! Tolle Frau, süßes Kind, Doktorat an der TU Wien, Promotion Sub-Auspiciis-Praesidentis. Steile Managementkarriere bei McKinsey, Amazon und  Google, internationaler Freundeskreis, Traumreisen. Alles vom Feinsten, oder?

Im Jahr 2021 kam der totale Absturz auf den harten Linoleumboden der Nußbaumstraße 7 - der Psychiatrie der LMU München. Schockdiagnose »schwere Depression«. Fassungslosigkeit. Wie soll man diese Krankheit verstehen, die so schwer zu fassen ist? Es folgt ein achtmonatiger Kampf, der Thomas bis auf die Knochen ausblutet. Dann endlich ein Silberstreif am Ende des Tunnels, die Symptome bessern sich deutlich. Alles wieder gut?

Von wegen! Acht Wochen nach seiner Rückkehr zu Google kam der Bumerang. Und was für einer! Die Depression schlug zurück, schätzungsweise 10x so stark wie beim ersten Mal. Alle Gedanken wurden dunkel und düster. In der kranken Gedankenwelt der Depression erschien plötzlich das selbstgewählte Lebensende sinnvoller als jegliches Weiterleben. Tief sitzende Selbstmordgedanken plagen Thomas in der Zeit. Trotz Traumfrau, Traumkind, Traumjob! Thomas war »komplett im Arsch« wie im gleichnamigen Song von Feine Sahne Fischfilet. In den dunkelsten Tagen konnte er nicht schlafen, nicht denken, keine Freude empfinden, nicht aufstehen, nicht essen.

Zur Depression gesellte sich eine extreme Bewegungsunruhe – eine Akathisie. Thomas lief Tag und Nacht im Kreis. Das klingt nicht nur wie die Hölle, es fühlte sich auch so an. Seiner Frau verdankt er sein Leben, sagt er heute.

Sie war es, die ihn überzeugte, sich selbst in die geschlossene Psychiatrie einzuweisen. Die absolute Notbremse, um sich und seine Familie zu schützen.

Es folgten unvorstellbar lange 204 Tage in der Psychiatrie und Psychosomatik. Unzählige Therapieansätze, kleine Fortschritte und große Rückschritte, ein Spießrutenlauf durch die Psychopharmaka und die Erkenntnis, dass nur eine radikale Akzeptanz der Krankheit einen ersten Schritt nach vorne ermöglicht. Die Offenheit, möglichst viele Therapien auszuprobieren, und eine fantastische Frau ebneten nach fast zwei Jahren  der Verzweiflung den Weg aus der Depression.

Nach welchen Werten soll Thomas nun leben? Ist er noch der »Leistungsträger«, der er einmal war? Es folgte die schmerzliche Erkenntnis, dass die alten Werte, die ihn so weit gebracht hatten, überholt waren und neue Werte her mussten.

Es folgte die größte Transformation seines Lebens. Zwei Jahre nach der Diagnose war es soweit. Nach dem langen und kalten Polarwinter ging die Sonne wieder auf und strahlt bis heute. Der Himmel ist wieder blau, wie in dem Lied der besten Band der Welt (für alle, die überlegen: die Ärzte!).

Aus diesem dunklen Loch herauszukommen, war mit Abstand die größte Leistung seines Lebens. Alles andere war Kindergeburtstag. Ja, auch die Promotion an der TU Wien. Jetzt geht es Thomas darum, anderen zu helfen und endlich das Stigma der Depression zu brechen.

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Einlass: 15:00
Beginn: 15:30
Ende: max. 17:30